Projektbericht
Nistkästen im Ruheforst
NABU säubert mit freiwilligen Helfern die Nistkästen im Ruheforst
von Doris Theato in der RHEINPFALZ vom 14.01.2019
Meisen und Baumläufer verstehen ihr Schnabelwerk. Reichlich kuschelige Nester, teilweise mit ästhetisch, persönlicher Note kommen bei der Nistkastenreinigung im Ruheforst zum Vorschein. Fast 20 Menschen trotzten gestern dem strömenden Regen, sind mit dem Naturschutzbund und Förster Jörg Bosslet im Ruheforst unterwegs.
So richtig zu Wort meldet sich kein Vogel. Wahrscheinlich ist den gefiederten Freunden die Regenschirmparade suspekt, die sich da am morgendlichen Sonntag durch den Ruheforst bewegt. Oder aber es ist ihnen einfach viel zu nass und sie sitzen irgendwo geschützt im Dickicht. Seit 2016 haben Besitzer von Familienbäumen im Ruheforst die Möglichkeit, einen Vogelnistkasten an „ihrem“ Baum kostenpflichtig anbringen zu lassen. Dazu wird ein Vertrag mit dem NABU geschlossen, der sich zehn Jahre lang um den Kasten, einschließlich der jährlichen Reinigung, kümmert. Insgesamt sind dafür einmalig 150 Euro fällig.
Nach zögerlichem Anfang hängen laut Jürgen Reincke, Vorsitzender des NABU Kaiserslautern, mittlerweile 17 Nistkästen im Ruheforst. Seit gestern 18. Der nächste hängt am Baum der Familie von Laura Kettering: „Es ist eine sehr schöne Idee, mit solch einem Vogelkasten neuen Lebensraum an unserem Baum im Ruheforst zu ermöglichen.“ Sie hofft, dass in ihrem Meisenkasten schon bald Jungvögel heranwachsen.
Die Chance steht gut. Zumindest förderte die gestrige Säuberungsaktion aus den meisten Kästen ein Nest hervor. Meist waren weder Eier noch tote Kükenreste drin. „Da ist der Bruterfolg schon anzunehmen“, lautet das Urteil von Frank Dohrmann, dem NABU-Vogelexperten.
Kasten für Kasten nimmt er sich vor, steigt immer wieder die Leiter hoch, öffnet nach vorsichtigem Anklopfen die kleine Lade, nimmt das Nest heraus, schafft Platz für die nächste Brutsaison und weist auf die deutlich sichtbaren Baustile hin. „Die Kohlmeise verbaut neben Moos auch kleine Zweige. Das macht die kleinere Blaumeise eher nicht. Die packt zum Moos Grashalme ins Nest. Frischer Vogelkot im Kasten deutet auf eine Nutzung als aktuelle Schlafstätte hin. Jeder Nestbaumeister hat tatsächlich seinen eigenen Stil. Kuschelig und nach ganz viel Arbeit für die kleinen Vögel, die mit ihren winzigen Schnäbeln gewaltig viel Material in die Kästen schleppen, sehen alle Nester aus.
Eine Meise hat neben reichlich Haaren auch grünen Filz mit ins Nest gebaut, wo auch immer sie das eingesammelt hat. „Da war ein Vogel mit Sinn für Ästhetik am Werk“, sagt der NABU-Mann und schmunzelt. Von ihm ist auch zu erfahren, dass der Baumläufer, ein kleiner unscheinbarer Vogel, recht häufig im Bereich des Ruheforstes lebt, nur meist übersehen
wird. „Wenn Sie eine Bewegung im Bereich des Baumstammes sehen, aber gar nicht erkennen können, was es war, dann kann das ein Baumläufer gewesen sein, der am Stamm entlang
rennt.“ Der Name des Vogels komme nicht von ungefähr. Der Baumläufer hat eigene Nistkästen. Die sind im Ruheforst – genau wie die Meisenkästen – in Grün gehalten, nur das Einschlupfloch ist an der Seite des Baumstammes angeordnet.
„Feldermauskästen werden gar nicht nachgefragt“, kommt Reincke auf eine weitere Nistkastenhilfe zu sprechen, die im Ruheforst aufgehängt werden kann. Fledermäuse leben hier genauso wie zahlreiche Spechte, ist von Förster Jörg Bosslet zu hören. Es sind vor allem die Buntspechte, die auch zu gerne mal in einen der grünen NABU-Kästen schlüpfen würden. Nur ist das für Meisen oder auch Baumläufer gedachte Loch viel zu klein.Und das soll auch so bleiben, deshalb zieren die Kästen alle ein Stück Blech, durch das der Spechtschnabel nicht kommt.