Projektbericht
Erstmal vorsichtig anklopfen
Im Ruheforst werden die Nistkästen gesäubert − Nester aus dem Jahr 2019 kommen ans Tageslicht
von Doris Theato in der RHEINPFALZ vom 28.01.2020
Im Ruheforst schaffen 28 Nistkästen Wohnungsraum für Meise und Co. Naturschutzbund, Grünflächenamt und „Häusle“-Besitzer waren am Sonntag in Sachen „Hausputz“ unterwegs.
Grau in Grau das Wetter, das winterliche Laub matschig schlaff, an einigen Stellen leicht angefroren, auf jeden Fall ohne Rascheleffekt. Vögel lassen sich erstmal keine ausmachen. Die Natur hielt sich im Ruheforst am Sonntagmorgen eindeutig zurück. Naja, es ist Ende Januar, was soll hier auch zwitschern und sprießen? Die Vögel sind gut beraten, mit ihrer Energie zu haushalten und Knospen, die sichtbar austreiben, die wären übermütig. Noch ist Winter, auch wenn kürzlich die Temperaturen mit bald 20 Grad anderes glauben lassen wollten. Dennoch, höchste Zeit, die Nistkästen zu reinigen, sagt Jürgen Reincke, Vorsitzender des Naturschutzbunds (NABU) Kaiserslautern und Umgebung.
Die Vögel nutzen das alte Nest in den Kästen nicht mehr, sondern bauen einfach ein neues obenauf.Nicht so gut. Eventuell vorhandene Parasiten können um sich greifen. Auch kommen die Eier und später die Jungvögel durch den Aufbau näher ans Einflugloch und damit eher in Reichweite einer Marderpfote. Katzen angeln auch durch die Löcher, die sind im Ruheforst aber nicht das Problem. So oder so, das alte Nest muss raus!
Seit 2016 haben Besitzer von Familienbäumen im Ruheforst die Möglichkeit, einen Vogelnistkasten an „ihrem“ Baum kostenpflichtig anbringen zu lassen. Dazu wird ein Vertrag mit dem NABU geschlossen, der sich zehn Jahre lang um den Kasten, einschließlich der jährlichen Reinigung, kümmert. Wobei die Reinigung so was wie ein Treffen aller „Vogelhausbesitzer“ scheint. Am Sonntag waren jedenfalls 30 Frauen, Männer, Kinder und Hunde unterwegs, verfolgten interessiert wie Frank Dohrmann, Vogelexperte beim NABU, an jeden Kasten erstmal klopfte, bevor er vorsichtig die Klappe öffnete. „Falls sich ein Siebenschläfer eingerichtet hat,will ich ihn nicht allzu sehr stören“, erläutert Dohrmann das Klopfen.
Zahlreiche kuschelig-moosige Nester aus 2019 kommen ans Tageslicht. Als Baumeister werden meist Blau- oder Kohlmeise ausgemacht. „Trauerschnäpper nehmen auch Meisenkästen als Nisthilfe an. Diese Zugvögel haben es aber zunehmend schwerer“, erzählt Dohrmann von der Problematik eines sich wandelnden Klimas, das vor der Vogelwelt nicht haltmache. Zum einen kehre der Langstreckenzieher im April aus dem tropischen Afrika zurück und da seien die Kästen längst von den Meisen belegt. Schlimmer aber: Die Raupen, eine bevorzugte Nahrung der Trauerschnäpper, seien durch die immer früher einsetzende warme Witterung längst geschlüpft. Die Vögel kommen an und das Futter fehlt! Genau deshalb hat sich wohl in der Vergangenheit auch kein Trauerschnäppernest mehr in den Nistkästen am Ruheforst finden lassen, obwohl hier eigentlich ein guter Lebensraum für diese Vögel ist.
In vielen der Kästen findet sich der eindeutige Nachweis auf eine erfolgreiche Brut. Die flaumige weiche Oberschicht des Nestes und das Fehlen der Eier deuten laut Dohrmann darauf hin. Frischer Vogelkot in nicht wenigen der Nester lässt dagegen nächtliche Wintergäste vermuten. „Die Vögel nutzen die Kästen auch als Schlafstätte“, erklärt der Naturschützer. Na, die werden sich am Abend wundern,wenn ihnen da wer die warme Schicht unter den Vogelfüßen weggeklaut hat.
Zum letzten Mal bei der Reinigungsaktion auf dem Ruheforst dabei war Jörg Bosslet, Forsttechniker der Stadt und bislang für die Betreuung auf dem Ruheforst zuständig. Wer nachfolgt, das wussten die ebenfalls anwesenden Forstwirte Thomas Arenz und Christian Welker noch nicht. „Wir sind gespannt, wer nachfolgt“, bedankte sich Jürgen Reincke, der NABU-Vorsitzende bei Bosslet für die organisatorische und menschliche gute Zusammenarbeit.
Bilder (urheberrechtlich geschützt, Anklicken vergrößert):
Alle Bilder sind urheberrechtlich und nach dem "Recht am eigenen Bild" geschützt. Abgebildete Personen können die Bilder gerne in hoher Auflösung bei uns anfordern.